Brief 2 – Spiel(t)räume
in jeder Familie spielt das Leben anders! Jede Familie hat ihre Eigenheiten, ihre Besonderheiten, ihre Spielregeln. Ab und zu gerate ich in die Falle, mich und uns mit anderen zu vergleichen:
Hier sind die Kinder besser erzogen, dort sind die Urlaube experimenteller. Hier haben die Erwachsenen vermeintlich mehr Zeit für sich oder als Paar, dort sieht alles nach heiler Welt aus … .
Ihr seid herzlich eingeladen, euch ein paar Statements von Familienmenschen aus meinem Freundeskreis anzuhören oder zu lesen. Ich habe sie gefragt, was ihnen einfällt, wenn sie die Aussage hören: „Hier spielt das Leben!“
Taucht mit in das bunte Leben von Familien ein!
Vielleicht findet ihr euch in diesen Aussagen und Erfahrungen wieder? Vielleicht ist es bei euch ganz anders?
Wichtig darf euch in den kommenden Wochen vor allem eines werden:
„Egal, wie es aktuell bei uns ist …
Hier spielt unser Leben! Gott sei Dank!“
Eure Kerstin
Oma Anneliese, 72:
"Hier spielt das Leben! Das denke ich mir oft, wenn ich meine Kinder und Enkel besuche. Da liegen Schultaschen von mehreren Kindern zwischen Brotzeitboxen, Fußballschuhen, Reithelm … und ich stelle noch meinen Korb dazu mit Apfelmus oder Kuchen. Es ist schön, noch gebraucht zu werden und miterleben zu dürfen, was heute alles wichtig ist. Dies unterbricht meinen ruhigen Lebensalltag … und dann bin ich doch auch wieder ganz froh, wenn ich nach ein paar Stunden wieder nach Hause „darf“ und mit der Katze auf dem Sofa in aller Ruhe die Nachrichten anschauen kann."
Steffi, 35:
"Hier spielt das Leben! Das denke ich mir, wenn mir abends, erledigt vom Tag, auf dem Sofa die Augen zufallen. Wenn so viel Trubel war, dass ich mir eigentlich stolz auf die Schulter klopfen müsste: Gut gemacht, vieles geschafft, nicht in den Terminen und Anforderungen untergegangen. Auch hier spielt das Leben. Bei uns ist es anstrengend, alle Familienmitglieder unter einen Hut zu bringen, überhaupt zu schauen, dass wir eine Mahlzeit gemeinsam haben … Da bin ich es auch manchmal leid, dass ich den Überblick bewahren soll."
Leon, 10:
"Hier spielt das Leben! Das denke ich mir, wenn ich mit meinen Freunden draußen sein kann. Wenn wir uns treffen und miteinander skaten, bolzen oder abchillen, wenn ich an nichts denken muss, außer, dass ich zum Abendessen daheim sein soll. Dann ist für mich der Tag lebendig."
Sarah, 7:
"Hier spielt das Leben! Da denke ich sofort an mein Zimmer. Hier ist mein Rückzugsort. Ich klebe meine Bilder an die Türe, lese und höre Musik oder Hörspiele. Niemand kommt hier ungefragt rein und das find’ ich gut so. Denn hier bestimme ich, was für mich gut ist! Und das kann eigentlich auch jeden Tag etwas Anderes sein."
Carolin und Manuel, beide 43:
"Hier spielt das Leben! Eigentlich dachten wir, wir sind mit unseren Kindern aus dem Gröbsten raus. Sie werden eigenständig und gehen ihren Weg. Das stimmt auch. Und just in dem Moment, wo wir wieder mehr Zeit für uns als Paar sahen, wird Manuels Vater schwer krank. Jetzt kümmern wir uns um Behandlungen, Pflege und leider auch um die Dinge, die noch besprochen werden „müssen“ – wie geht es weiter, wer bekommt welche Vollmachten und zum Glück auch: Dank für so viel Gutes, fürs Schnitzen, für so manchen Klettersteig, den wir zusammen gemeistert haben. Dennoch fällt es schwer, ihn so leiden zu sehen."
Kommt ins Gespräch miteinander
- Wo spielt sich euer Leben ab?
- Wo fühlen sich alle wohl?
- Wo ist alles im Gleichgewicht?
Wo das Leben spielt, wird gespielt:
Kennt ihr das Spiel Zeitungstanz? Das geht ganz einfach und macht unglaublich Spaß miteinander.
Ihr braucht nur eine Zeitung und Musik!
HIER GIBT ES EINE ANLEITUNG:
www.ogy.de/zeitungstanz
Statt auszuscheiden darf man diesmal bei den anderen mitspielen, so dass irgendwann alle mit einem Stück Zeitung spielen!
Um das auch ganz praktisch auszuprobieren, könnt ihr miteinander Balanceübungen erfinden. Eine:r darf etwas vormachen, die anderen machen es nach.
Hier ein paar Ideen:
- auf einem Bein stehen oder hüpfen
- auf einer geraden Linie laufen
- im Wald auf großen Wurzeln, Steinen und umgekippten Baumstämmen balancieren
- auf der Wippe auf dem Spielplatz laufen (Vorsicht: sehr wackelig!)
- auf einem Sitzball sitzen und die Füße vom Boden heben
- auf niedrigen Mauern und Randsteinen entlangbalancieren
- auf Stelzen gehen
Ich wünsche dir Zeit
Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.
Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!
Elli Michler
In: Elli Michler: Dir zugedacht © Don Bosco Medien GmbH, München
www.ellimichler.de
Tipp:
- Den "Bettkantenimpuls" für diese Woche gibt es hier online oder als PDF zum Ausdrucken.
- Erst später zur Aktion dazu gestoßen? Hier sind die bisherigen Briefe: Brief 1
- Außerdem habt ihr hier auch während der laufenden Aktion noch die Möglichkeit euch anzumelden.
- Wie gefällt euch die 7-Wochen-Aktion? Über Anregungen und Kritik freuen wir uns sehr: info@akf-bonn.de
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