Endlich Wochenende! Ausschlafen, gemütlich frühstücken und ein bisschen in den Tag hineinleben, ohne Verpflichtungen und to-do-Listen … . Susanne will sich gerade noch einmal gemütlich im Bett umdrehen, da merkt sie, dass Martin schon aufgestanden ist. Sie riecht den Kaffeeduft, aber statt des gemütlichen Frühstücks empfängt Martin sie gleich damit, was an diesem Wochenende alles zu tun und zu erledigen wäre. „Können wir es uns nicht einfach mal leichter machen“, versucht sie ihn zu bremsen. Er entgegnet: „Von selbst erledigt sich halt nichts. Und dann hängt wieder alles an mir!“
Sind euch solche Situationen vertraut? Viele Paare stehen in der Rush-hour ihres Lebens ziemlich im Stress. Der Beruf, die Kinder, der Haushalt, andere Verpflichtungen, Erwartungen des Partners, der Freunde, der alten Eltern … . Immer wieder muss abgeklärt werden: Wer ist wofür zuständig, welchen Aufwand wollen wir betreiben, welchen Ansprüchen genügen? Und so wird die Freude am Zusammenleben leicht unter dem Ballast der gegenseitigen Erwartungen und Pflichten erstickt.
Dabei träumt wohl jeder davon, es sich leichter zu machen und das Leben zu genießen – was mitunter zu Konflikten führen kann. Wie die eingangs beschriebene Szene zeigt, die natürlich genauso auch mit vertauschten Rollen stattfinden könnte. Wer es sich leichter machen will, steht schnell im Verdacht, verantwortungslos zu sein und die Last auf den Partner abzuwälzen.
Gibt es Auswege? Wie können Paare gemeinsam mehr Leichtigkeit gewinnen?
| Kleine Fluchten: Wo kann ich – wo kannst
du – gut abschalten und auftanken? Schön,
wenn ihr als Paar da Überschneidungen
habt: Gemütlich einen Film anschauen,
eine bestimmte Musik hören, ein gemeinsamer
Spaziergang, Rad fahren, joggen,
tanzen oder zusammen kochen. Und
wenn sie gern ins Konzert geht, und er lieber
die Sportschau anguckt – dann ist das
auch gut. Es tut der Beziehung gut, wenn
jeder seine Frei-und Erholungsräume hat
und mit gutem Gewissen seine „Me-time“
genießt.
| Geteilte Last macht das Leben leichter:
Geht in Gedanken die nächste Woche
durch und schreibt auf – jede:r für sich –,
was ansteht. Überlegt dann: Worauf freue
ich mich? Was bekomme ich gut hin?
Was würde ich am liebsten lassen, oder was
verschafft mir jetzt schon Stress? Tauscht
euch darüber aus. Es tut gut, gegenseitig
wahrzunehmen, was jeder zum gemeinsamen
Leben beiträgt. Es geht dabei nicht
darum, wer mehr leistet, sondern darum,
das anzuerkennen, was jede:r schon tut.
Überlegt dann, ob es Möglichkeiten gibt,
die besonders belastenden Bereiche leichter
zu machen? Könnt ihr manche Aufgaben
gemeinsam übernehmen oder anders
verteilen? Oder könnt ihr Hilfe von außen
bekommen? Vielleicht gibt es in der Nachbarschaft
jemand, der die Kinder oder die
demente Mutter für eine bestimmte Zeit
betreut. Oder ihr fragt eine Freundin oder
einen Freund, ob sie oder er euch bei der
Festvorbereitung unterstützt. Vielleicht
kann jemand im Haushalt mithelfen, wenn
es bei diesem Thema immer wieder Stress
gibt. Und manchmal kann man auch etwas
lassen …
| Leichter Lebensstil: Wie wollt ihr leben? Was macht für euch Lebensqualität in Bezug auf Essen, Wohnen, Kleidung, Mobilität, Urlaub … aus? Natürlich hat jede:r da seine eigenen Vorstellungen. Wie passen sie zusammen – auch im Hinblick auf die Arbeit, die Kosten und den Stress, die dadurch entstehen. Das Leben kann leichter werden, wenn wir weniger wollen. Und manchmal ist weniger sogar mehr. Die Frage stellt sich auch in Bezug zur Klimakrise: Wie wollen wir leben, so dass auch unsere Kinder und Enkel noch ein gutes Leben haben können? Ich denke, unser Leben kann leichter werden, wenn wir uns bemühen, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Die Fastenzeit könnte daher eine gute Gelegenheit sein, den eigenen Lebensstil diesbezüglich auf den Prüfstand zu stellen.
| Wir sind nicht allein: Es gibt Lebensphasen, in denen einfach alles zu viel wird. Wo einem das „Sich-kümmern-um“ keine Luft mehr lässt. Da geht es weniger um die ungebügelte Wäsche als um durchwachte Nächte, weil man in Sorge um die Kinder oder die alten Eltern lebt. Oder wenn die Gesundheit ernsthaft bedroht ist, das Geld nicht reicht, der Arbeitsplatz gefährdet ist. Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt ein Sprichwort. Wenn ich mein Leid, meine Sorgen, bei jemandem abladen kann, wird es mir leichter. Bei meinem Partner, meiner Partnerin, einem Freund, einer Nachbarin, einem Kollegen oder einer Seelsorgerin … Wenn mir jemand so zuhört, dass ich mich verstanden und nicht mehr allein fühle, lässt sich manches Schwere eher tragen. Für mich ist auch die spirituelle Dimension eine wichtige Hilfe: Im Gebet, wenn ich draußen bin oder in Momenten der Stille spüre ich, dass ich nicht allein bin, sondern verbunden mit der Urkraft des Lebens. Mein Leben wird von Gott getragen. Wenn wir als Paar diesen Vertrauensgrund teilen, kann das gerade in schweren Zeiten eine große Hilfe sein.
| Last not least: Schaukeln. In der Hängematte oder in der Nestschaukel eines Spielplatzes … Beim Schaukeln wird aus der Schwerkraft eine Schwungkraft, weil das Gewicht oben aufgehängt ist. Man kann das durchaus spirituell deuten – oder einfach genießen!
Mechtild Alber
Sei gesegnet und vertraue,
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