„Moment, wo ist die denn jetzt hingerollt? Mist,
Hilfe … aaah … dahin! [unsicherer Blick] So, was
liegt denn jetzt oben? Kopf!“ Zugegeben – ich
habe mich schon mal souveräner verhalten, als
es um einen Münzwurf ging. Aber an diesem
hing etwas mehr als die Entscheidung, ob es
in die Berge oder ans Meer geht, oder welche
Mannschaft den Anstoß bekommt. Mit dem
„Kopf“ stand fest: mein Bruder wird seinen
Nachnamen abgeben, wenn er seine Freundin
heiratet. Das hatten die beiden sich so überlegt.
Über Wochen waren das Für und Wider auf den
Tisch gelegt worden. Aber welches Argument
wiegt hier schwerer? Buchstabierbarkeit? Seltenheit?
Geschwisteranzahl? ...? Nach endlosen
Diskussionen hatten die beiden entschieden,
dass die Münze entscheidet. Und ich durfte sie
werfen.
In einer Beziehung miteinander Entscheidungen
zu treffen, ist manchmal eine Herausforderung.
Die gern genutzten Pro-Contra-Listen sind ein
guter erster Schritt: Aber welches Argument
wiegt wieviel? Als meine Partnerin und ich von
Münster nach Köln gezogen sind, gab es emotionale
Argumente (Umfeld, Liebe zur Stadt),
aber auch rationale (richtiger Zeitpunkt, mögliche
Perspektiven) oder praktische (Anfahrt zur
Arbeit, Kosten). Wie sollten wir das miteinander
verrechnen? Kennt jemand den Wechselkurs für
diese verschiedenen Währungen? Gewinnt am
Ende das Gefühl – oder der Verstand?
Klingt kompliziert – und so assoziieren nicht wenige Paare große Entscheidungen mit Anstrengung, Mühe oder Streit. Aber, um einen Song von „Wir sind Helden“ zu zitieren, „Ist das so, ich meine muss das so? Ist das so, oder ist es vielleicht viel leichter?“:
Nur – wie können diese Teamplayer gut zusammenarbeiten?
Ordensgründer Ignatius von Loyola
hat ein Konzept entwickelt, in dem sich noch
heute kirchliche Mitarbeitende wie Manager:innen
schulen lassen: Erst tut ihr drei Tage so als
hättet ihr euch für die erste Option entschieden.
Ihr verhaltet euch so und notiert immer wieder,
wie es sich anfühlt, welche Gedanken entstehen
und welche Träume ihr habt. Es folgen drei weitere
Tage, in denen das gleiche mit der zweiten
Option vollzogen wird. Dann werden die Notizen
nebeneinandergelegt, und der Verstand entscheidet
auf Basis der Gefühle – Kopf und Bauch,
Verstand und Gefühl, Hirn und Herz … brauchen
einander einfach!
Das Ringen um die „richtige“ Entscheidung in
einer Partnerschaft empfinde ich übrigens als
gutes Zeichen: ihr selbst und eure Beziehung
sind euch so wichtig, dass ihr die Dinge gut abklären
wollt, bevor ihr entscheidet – was für eine
Wertschätzung!
Geht es auch leichter?
Die Ideen von Ignatius von Loyola sind eine Möglichkeit. Manchmal kann es auch völlig in Ordnung sein, eine Entscheidung aus der Hand zu geben, wenn es für beide passend ist: Mein Bruder und meine Schwägerin haben ihre Entscheidung an den Zufall abgegeben. Oder vielleicht ist es an anderer Stelle auch viel leichter, erst einmal mit der Unentschiedenheit zu leben und sich zu vertagen. Dass die berühmte „Nacht drüber schlafen“ dabei hilft, eine gute Entscheidung zu finden, ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt. Im Schlaf verknüpft unser Gehirn gewonnene Informationen. Zur Not sind auch mehrere Nächte erlaubt …
David Walbelder
| Überlegt mit Blick auf eure Beziehung:
Unter www.7wochenleichter.de/entwederoder findet ihr Entweder-Oder-Fragen. Hier muss sich immer abwechselnd eine:r von euch entscheiden. Allerdings eher spielerisch und vielleicht mit einem Getränk in der Hand.
Schönheit der Chance Ich habe mich für dich entschieden,
Und vielleicht sind die unser Privileg.
Wie schön der Gedanke, Beim Diskutieren und Hadern,
Und sich manchmal denkt:
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