kennt ihr die Situation, wenn die Soße schon länger köchelt und es in der Küche verführerisch duftet? Jetzt muss nur noch abgeschmeckt werden. „Fehlt noch was? Probier du mal!“ –„Ich würd noch etwas Curry dazu geben. Aber nicht zu viel.“
Gute Zutaten sind das eine, wenn es schmecken soll. Aber ohne die passenden Gewürze fehlt etwas Wesentliches. Sie zu kennen und richtig zu dosieren, wächst meistens mit der Erfahrung. Mir ist es jedenfalls in meiner „Kochkarriere“ so ergangen. Zu Beginn gab es für mich nur Salz, Pfeffer, Paprika und die unverwüstlichen Kräutermischungen. Doch mit der Zeit hat sich mein Geschmackssinn weiterentwickelt – nicht zuletzt, weil wir auch als Paar zusammen gekocht und dabei manches ausprobiert haben. Das war nicht immer konfliktfrei, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
So zu kochen und zu würzen, dass es beiden schmeckt, braucht die Bereitschaft, sich auf die Vorlieben und den Geschmack des Partners einzulassen, ohne den eigenen Geschmack zu vergessen. Was fürs Essen gilt, ist auch sonst fürs gemeinsame Leben wichtig. Zu Beginn einer Beziehung sind wir oft fasziniert von einander und lassen uns gerne auf die jeweils andere Art zu leben ein. Unser eigenes Leben bekommt so - wie durch ein Gewürz - einen neuen Geschmack. Das kann so weit gehen, dass ich gar nicht mehr weiß, was mir „schmeckt“, wie ich eigentlich leben will, weil ich mich immer mehr auf meine:n Partner:in eingestellt habe. Dann kommen auch Zeiten, wo mir mein Eigenes wieder wichtiger wird: meine Interessen und Hobbies, meine Freunde und meine Herkunftsfamilie, meine Arbeit. Beides ist wichtig, denn es braucht eine Balance zwischen „deinem“ und „meinem“, damit eine Beziehung lebendig bleiben und wachsen kann: Fein abgestimmt eben.
Der Geruchs- und Geschmackssinn spielen für eine Beziehung eine große Rolle. Das sieht man schon an der Redewendung: „Ich kann dich gut riechen“ oder „ich hab‘ dich zum Fressen gern“. Wenn wir uns mit „Haut und Haaren“ aufeinander einlassen, spüren wir die sinnliche-sexuelle Anziehung und verkosten so den Geschmack der Liebe: Nähe, Vertrautheit, Lust und Intimität. Natürlich gehören auch unser jeweiliger Charakter und unsere Eigenarten dazu, unsere Interessen und Werte, unsere Prägungen und Überzeugungen. Aus all diesen „Zutaten“ entsteht unser Beziehungs-mahl mit seiner ganz eigenen Geschmacksnote, die wir im Lauf der Zeit immer mehr aufeinander abstimmen können.
Lassen wir uns durch Gewürze dazu inspirieren, mit partnerschaftlichem Fingerspitzengefühl das hinzuzufügen, was uns unser gemeinsames Leben gut schmecken lässt.
Liebes Paar, gönnt euch die Zeit, einen guten Geschmackssinn füreinander zu entwickeln. Er wird von Ma(h)l zu Ma(h)l feiner werden.
Mechtild Alber
Folgende Idee könnte ein guter Gesprächseinstieg sein: Gebt euch gegenseitig Gewürze zum Riechen (gerne mit verbundenen Augen, so dass man nicht gleich weiß, was es ist) Welche Assoziationen, Gedanken, Erinnerungen an bestimmte Erlebnisse kommen euch dabei? Was könnte das Gewürz für eure Beziehung bedeuten?
Habt ihr Lust, mit diesen Gewürzen etwas Besonderes für euch zu kochen?
Kennt ihr Paare, die für euch eine „fein abgestimmte“ Beziehung haben. Wie erlebt ihr sie? Was macht ihre Beziehung aus? Was gefällt euch daran?
So lange sind wir schon zusammen,
ein eingespieltes Team.
Sind wir trotzdem bereit,
spielerisch alles wieder in die Luft zu werfen,
meine Bälle und deine Bälle?
Das Leben hat uns doch beigebracht
zu werfen und zu fangen.
Hoffentlich gelingt es uns
noch lange.
Mechthild Alber
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